Im Rückblick wird immer deutlicher, dass die beiden es von Anfang an darauf angelegt hatten, uns auszuhorchen, uns zu taxieren, abzuschätzen, wie weit sie mit uns würden gehen können. Wir hatten Eric und Claudia auf einer After-Work-Party eines Freundes kennengelernt und waren uns spontan sympathisch gewesen. Es hatte nicht lange gedauert, bis wir es uns abseits des Gewimmels in der weitläufigen Büroetage, weit genug weg von der viel zu lauten Musik, auf einer Couchgarnitur bei schummrigem Kerzenlicht bequem gemacht hatten. Wir waren uns schnell einig über unsere Skepsis, was die Statusspiele betraf, zu denen die Party nicht bloß Anlass bot. Es war ihr unmissverständlicher Zweck. Wer auch nur ansatzweise eine einflussreiche Position in unserer kleinen Stadt besaß, wer eine hinlänglich wichtige Rolle im gesellschaftlichen oder kulturellen Leben im Umfeld des Gastgebers einnahm oder noch zu gewinnen versprach, war eingeladen. Die Gespräche waren oberflächlich, weil sie von Vorsicht bestimmt waren, von der Angst, in den Augen der anderen etwas von der eigenen Bedeutung einzubüßen. Keine heiklen Themen, keine Extravaganzen beim Tanzen und Flirten, mit einem Wort: langweilig. Eric und insbesondere Claudia waren offenbar mit dem Entschluss hergekommen, gegen die unausgesprochenen Normen, den selbstauferlegten Small-Talk der meisten Gäste aufzubegehren. Es war Zufall, dass wir schon früh am Abend ins Gespräch kamen. Vielleicht hatten sie uns aber auch unsere Zurückhaltung angesehen, mit der wir das Treiben mehr beobachteten als daran teilzunehmen. Mehrmals hatte Claudia uns angelächelt, beim opulenten Buffet, auf der Tanzfläche, an der auf dem Empfangstresen improvisierten Cocktail-Bar. Eric und Claudia waren bereits seit vielen Jahren verheiratet und hatten zwei fast erwachsene Kinder. Eric hatte eine mäandernde Berufslaufbahn hinter sich. Als gebürtiger Schwede war er als Jugendlicher mit seiner Mutter nach Deutschland gezogen, hatte kurz vorm Abitur die Schule abgebrochen, sich eine Zeitlang als Leiharbeiter verdingt, dann das Abitur nachgeholt, Psychologie studiert, das Studium abgebrochen, als Barmann gearbeitet und sich im Laufe einiger Jahre zum Coach und Yogalehrer ausbilden lassen. Claudia hatte von Anfang an auf die Laufbahn als Psychotherapeutin gesetzt und betrieb nun mit Eric gemeinsam eine Praxis mit unterschiedlichen Angeboten. Und seit drei Jahren böten sie auch eine Sexualtherapie für Singles und Paare und Tantra-Massage an, sagte Claudia und lächelte spitzbübisch zu Eric hinüber, der keine Miene verzog und beinahe wie ein grätiger Yogi im Sessel saß, als sei das Polster ein Nagelbett.
„Die Entscheidung, unser Angebot zu erweitern, war ein echtes Risiko. Das war uns bewusst. In einer Kleinstadt wie dieser ist das leicht ein No-Go. Anfangs ist uns tatsächlich ein Teil der Klienten weggebrochen, als wir mit einer neuen Website die Sache klargemacht haben. Aber mittlerweile läuft’s ganz gut. Wir sind angekommen und einigermaßen akzeptiert. Deshalb sind wir hier wohl auch eingeladen.“
„Weil Rainer das Angebot wahrgenommen hat?“, fragte Sina ironisch.
„Rainer nicht, aber seine Frau.“
„Beate? Beate geht zur Sex-Therapie?“
„Nein, aber zu den Tantra-Massagen. Oh, dass hätte ich jetzt vielleicht nicht sagen sollen. Die meisten Menschen sind in dieser Hinsicht ja immer noch sehr heikel. Sobald es um Sex geht, erstarren sie. Das ist zu persönlich, das ist immer noch was Verbotenes, Peinliches. Dabei ist Sex das Natürlichste auf der Welt. Außerdem geht es bei den Massagen ja nicht im Kern um Sex. Das ist ja das Problem, dass alle glauben, das sei auch nur eine besondere Form der Prostitution. Gegen diese Vorstellung anzukämpfen, ist nicht leicht. Es gibt einfach zu viele Vorurteile. Bei unseren Tantra-Massagen geht es um tiefe Entspannung, um die Rückbesinnung auf den Körper, das Eins-Sein von Körper und Seele. Ich habe wirklich viele Jahre damit zugebracht, meine Klienten in der Gesprächstherapie von ihren Ängsten und Neurosen zu befreien. Ich muss zugeben mit sehr wechselndem Erfolg. Erst viel zu spät habe ich bemerkt, dass es bei den meisten Problemen um die fehlende Vertrautheit mit dem eigenen Körper geht, um Scham. Die Menschen haben Probleme mit sich und der Welt, weil sie irgendwann aufgehört haben, auf ihren Körper zu hören. Das Reden über die Probleme, das Verhaltenstraining, die wöchentlichen Hausaufgaben – das geht alles über den Kopf. Aber der Körper wird da meistens nicht mitgenommen. Du kannst in der Therapie fragen: Was können Sie sich in der nächsten Woche Gutes tun? Was lässt Sie die Angst eine kurze Zeit vergessen? Wie können Sie sich regelmäßig gute Gefühle verschaffen? Da fällt denen alles Mögliche ein: Kaffeetrinken, Shoppen, Musik hören, mal Essen gehen, statt kochen zu müssen. Wellness spielt zwar schon eine Rolle, von Meditationstechniken, die ich gut und wichtig finde, bis hin zu Sport, Tanzen und einem Wochenende in einer kommerziellen Wellness-Oase. Aber auf Sex und – ich sag’s jetzt mal ganz frei heraus – Masturbation kommt da natürlich keiner. Was sag ich: natürlich? Es ist eben nicht natürlich, den Sex bei so einer Frage außen vor zu lassen. Oder nicht?“
Wir nickten. „Und das ist jetzt so etwas wie ein Verkaufs- oder Werbegespräch“, sagte ich scherzhaft.
Eric erwachte unvermittelt aus meditativen Tiefen. „Nein, das nicht gerade. Es ist uns nur ein Anliegen, zunehmend Transparenz zu schaffen, die Akzeptanz zu erhöhen, weil wir die Sache einfach wichtig finden.“
Claudia fiel ihm beinahe ins Wort: „Gar nicht! Überhaupt nicht! Im Gegenteil! Ihr wart uns auf Anhieb sympathisch, weil ihr den Eindruck erweckt, total eins mit eurem Körper zu sein. Da ist eine sehr starke Vertrautheit zwischen euch zu spüren, die ja – finde ich jedenfalls – irgendwo herkommen muss. Das sieht man bei vielen anderen eben nicht. Was meinst du, Eric?“
Eric schmunzelte. „Wenn ich das in diesem Rahmen hier so sagen darf: Man sieht den Menschen an, ob sie von innen heraus entspannt sind, man sieht ihnen den guten und vor allem auch den schlechten Sex an.“
„Weißt du, Sina“, setzte Claudia fort, „wieviel Prozent der Frauen beim partnerschaftlichen Geschlechtsverkehr einen Orgasmus haben?“
„Das habe ich in den Zeitschriften beim Zahnarzt schon mehrfach gelesen“, antwortete Sina prompt.
„Nicht wie viele Frauen in Prozent,“ wandte Eric ein, „das sind ja nur Statistiken. Aber im Mittel, also, wenn man auf alle Frauen blickt und den Durchschnitt berechnet, dann haben Frauen beim Geschlechtsakt nur jedes dritte Mal einen Orgasmus. Also nicht dreißig Prozent der Frauen haben überhaupt keinen.“
„Aber die gibt es eben auch, muss man dazu sagen. Und ich habe festgestellt, dass die meisten davon dann irgendwann bei mir in der Gesprächstherapie landen.“ Claudia breitete mit beiden Händen eine Ebene vor sich aus. „Und um damit jetzt einen Strich unter dieses Thema zu ziehen: Die Massagen haben eine viel tiefere und nachhaltigere Wirkung als all das Gerede. Und deshalb ist das zu meinem, ich meine zu unserem, Erics und meinem therapeutischen Credo geworden: dem sexuellen Elend ein Ende zu bereiten.“ Claudia lachte. „Genug davon! Ich neige dazu, bei diesem Thema immer etwas zu euphorisch zu werden. Ich finde es viel interessanter, etwas mehr über euch zu erfahren.“
Mir lag auf der Zunge, provokativ nach den Details der Tantra-Massagen zu fragen, aber ich sah Sina an, dass sie ganz dankbar war, das Thema endlich wechseln zu können. Wäre es bei diesem Monolog von Claudia geblieben, wäre sicher nicht so etwas wie eine Freundschaft zwischen uns entstanden, oder was immer es ist oder sein wird. Erst in den darauffolgenden Stunden, bis tief in die Nacht hinein, entstanden die Vertrautheit und Zuneigung, die darüber entschieden, dass wir uns in anderer Umgebung wiedersehen und unsere Gespräche fortsetzen wollten. Wir redeten über Kinder, die Erziehung im Allgemeinen, wir teilten unsere eher liberalen Überzeugungen, mit denen wir unsere Kinder begleiteten, Autonomie von frühester Kindheit an, Grenzen, wo sie wirklich nötig sind, Geborgenheit und Freiheit im Wechselspiel. Wir sprachen über Religion und wie sich unsere religiösen Vorstellungen und Bedürfnisse mit zunehmendem Alter gewandelt hatten und sich eher einer universelleren Spiritualität angenähert haben, über die Prüderie der Siebzigerjahre, in denen wir heranwuchsen, die unangemessene Bedeutung, die dem Beruf in Fragen von Selbstverwirklichung und Lebenssinn heute zugemessen wird, wobei Eric in dieser Hinsicht einiges zu erzählen hatte. Lebensweisheit hatte er vielleicht in seinen wechselnden Berufen gewonnen, aber ohne dass der Beruf selbst das Zentrum dargestellt hätte. Wir teilten unsere Lust am Kochen, am Tanzen und auch was die Filme betraf, die wir uns im Kino angeschaut hatten, fanden wir viele Übereinstimmungen. Musik war ein Thema, von Klassik bis Post-Rock spielten wir einander kenntnisreich Namen und Titel zu, vor allem waren wir uns einig, dass die Musik eine der segensreichsten Erfindungen der Menschheit sei. Am Ende des Abends tauschten wir Telefonnummern und Email-Adressen aus. Erst auf dem Heimweg kamen Sina und ich wieder auf den Anfang des Gesprächs zurück und fragten uns, ob es nicht ein komisches Gefühl sei, den ja wahrscheinlich meist eher beleibten, unansehnlichen und vollkommen nackten Klienten die Schmerbäuche mit Öl einzureiben, erigierte Penisse zu massieren und – das hatte ich mal gesehen – die Finger in fleischige Mösen zu schieben und den sagenumwobenen G-Punkt zu stimulieren. Letzteres konnte ich mir sogar noch irgendwie vorstellen, aber gehemmten, haarigen Männern reihenweise nach fünfunddreißig oder siebzig Sekunden beim Ejakulieren zusehen zu müssen, nachdem man ihren Schwanz in die Hand genommen hat, stellten wir uns mehr als gewöhnungsbedürftig vor. Ob das wirklich so heilsam war?
Am Ende der folgenden Woche rief Claudia unerwartet an. Wir hatten unsere Begegnung am Wochenende fast vergessen. In der Regel bleibt es ja bei der bloßen Verabredung, sich einmal wiederzutreffen und bei der nächsten zufälligen Begegnung wird das Versprechen bar jeder Konsequenz wiederholt. Wir jedenfalls waren nicht auf den Gedanken gekommen Claudia und Eric wegen einer Einladung anzurufen. Es war ein gelungener Abend gewesen, der sich so nicht würde wiederholen lassen. Sina nahm den Anruf entgegen, während wir vor dem Fernseher saßen und wie jeden Abend die Tagesschau ansahen. Zunächst begriff Sina gar nicht, mit wem sie sprach. Claudia? Welche Claudia? Natürlich, die Claudia vom letzten Wochenende! Ein Haus am See? Wie wunderbar! An Mittsommer. Und die Kinder?
Claudia und Eric luden uns zu einem Wochenende in einem idyllisch gelegenen Wochenendhaus ein, das ihnen fast jedes Jahr an Mittsommer ein Freund gegen ein kleines Entgelt überließ. In diesem Jahr wollten sie gemeinsam mit uns hinfahren, sie würden sich sehr freuen, wenn wir zusagen würden. Ihre Kinder seien längst nicht mehr dabei, die Mittsommernacht gehöre allein ihnen als Paar. Es spräche zwar nichts dagegen, wenn wir unsere Jungs mit dorthin nähmen, aber die könnten genauso gut auch bei ihren Jungs übernachten, die zwar etwas älter seien, aber ziemlich gute Babysitter. Sie könnten Filme gucken und Pizza bestellen. Sina blickte mich an. Nächstes Wochenende mit Eric und Claudia am See? Mit Übernachtung? Ich zuckte die Schultern. Meinetwegen. Ja, sagte Sina, das klappt!
„Wusstest du eigentlich, dass das schon immer mein Traum war? Ein Haus am See. Ich freue mich wahnsinnig, wir freuen uns. Und wenn das Wetter gut wird…“
…dann würden wir selbstverständlich baden gehen, sagte Claudia. Das Wasser werde bestimmt nicht mehr so kalt sein. Eine Sauna sei auch da. Ein kleines Problem gebe es allerdings: Zwar seien sechs Betten im Haus, allerdings nur ein großes und ansonsten Etagenbetten. Kein Problem, meinte Sina, wir nehmen auch ein Etagenbett. Ich verzog mein Gesicht. Sina lachte und horchte, was Claudia in ihrer Euphorie noch über den Ausflugsort zu berichten hatte.
Die ganze Woche über schien die Sonne und die Luft erwärmte sich ungewöhnlich auf hochsommerliche Temperaturen. Jeden Morgen, der uns mit Sonne begrüßte, wurde Sina aufgedrehter. Wenn das Wetter doch nur bis zum Wochenende hält! Das wäre wunderbar! Jeden Abend sprach Sina davon, wie sehr sie sich auf das Wochenende freue, auf das Baden vor allem. Wir liebten uns häufiger als in den vorausgegangenen Wochen. Was genau war es eigentlich, worauf wir uns so sehr freuten, fragte ich mich. Ein Wochenende nur für uns, würde Sina sagen, und mit netten Leuten. Mehr als einmal stellte ich mir vor, wie Eric und Claudia sehr bald nach unserer Ankunft die Katze aus dem Sack ließen und versuchten uns zum gemeinsamen Sex zu überreden. Das war es, was ich insgeheim erwartete und, um ehrlich zu sein, irgendwie vielleicht auch erhoffte. Und was ging in Sinas Kopf vor? Ich wagte nicht, danach zu fragen. Würde ich meine vage Vermutung offenbaren, würde Sina vielleicht einen Rückzieher machen, oder zumindest ihre ausgelassene Vorfreude verlieren und später reserviert auf jede kleinste Andeutung von Claudia oder Eric reagieren, die meine Vermutung bestätigen konnte. Was wäre denn, wenn das Ganze tatsächlich ganz harmlos blieb und gemeint war? Sina würde sich trotzdem nicht wohlfühlen. Ich würde ihr das Wochenende versaut haben.
Am Freitagabend war Sina schon feucht, als sie zu mir ins Bett stieg. Sie kniete sich mit gespreizten Beinen über mir hin, führte meine Hand zu ihrer Möse, ließ sie an ihren Lippen entlanggleiten und grinste mich herausfordernd an. Warum war sie derart aufgegeilt? Was nur ging in ihrem Kopf vor? Hatte sie ähnliche Phantasien, was den kommenden Tag und in der Nacht passieren könnte? Stellte sie sich vor, wie Eric seinen Schwanz in sie hineinstoßen würde? Hatte sie sich das auch schon die ganze Woche vorgestellt, wenn wir zusammen waren? Ich wurde diese Gedanken einfach nicht los und musste mir eingestehen, dass ich durchaus eifersüchtig war, eifersüchtig auf Sinas Phantasien, die mich auszuschließen schienen? Und welche Rolle hatte sie dabei mir zugewiesen? Die des Beobachters? Stellte sie sich vor, wie ich Claudia ficken würde? Mein Herz schlug immer schneller. Auch, als Sina nervös begann, an meinem Schwanz zu lutschen, bekam ich keinen hoch. Es gehe nicht, sagte ich, heute gehe es einfach nicht. Was mit mir los sei, wollte sie wissen und klang dabei bemüht verständnisvoll.
„Ich bin mit meinen Gedanken einfach noch zu sehr bei der Arbeit, glaube ich.“
Und ich erfand ein paar Probleme, die sich an dem Tag im Büro ereignet hatten, oder zumindest hätten ereignen können. Wir nahmen unsere Bücher, lasen noch ein wenig und schalteten bald das Licht aus. Eine ganze Weile noch ging mir nicht aus dem Kopf, wie Eric Sina seinen prallen, aufgereckten Schwanz entgegenhielt und Sina ihn mit vor Ekstase verdrehten Augen in den Mund nahm und mit ihrem Speichel benetzte. Dann wechselte das Bild, angetrieben von Rachegelüsten. Da war auf einmal Claudia, die mir ihre behaarte Muschi entgegenstreckte. Ich presste meinen Mund fest dagegen, leckte sie, züngelte in ihre nasse Vagina hinein, griff ihre Brüste und knetete sie, während ich ihre rot geschwollene Perle mit Zunge und Oberlippe bearbeitete. Ich bekam unvermeidlich einen Ständer. Aber jetzt konnte ich Sina nicht mehr stören, sie schien bereits eingeschlafen zu sein. Ich versuchte mit tiefen Atemzügen, diese Zwangsvorstellung loszuwerden, aber da erhob sich Claudia aus dem weißen Laken, wies mich an, mich auf den Rücken zu legen und hockte sich dann auf mich, indem sie mir ihren Hintern entgegenstreckte, damit ich sie weiter lecken konnte. Ihr Saft troff mir entgegen. Ich konnte nicht anders, als meine Zunge tief in sie hineinzustecken, ihre Klitoris mit einem Finger zu massieren und mit der anderen Hand eine der festen, weißen Pobacken wegzuspreizen, damit ich mehr von ihr sehen konnte. Unterdessen ließ Claudia ihren Mund auf meiner harten Eichel langsam vor- und zurückgleiten. Jetzt war ich zu weit gegangen. Es gab kein Zurück mehr. Ich schnappte mir ein Taschentuch, befeuchtete Daumen und Zeigefinger mit so viel Spucke, wie ich gerade zur Verfügung hatte, und formte sie zu Claudias Mundöffnung, die auf meiner Eichel vor- und zurückglitt. Nur wenige Augenblicke später füllte sich das Taschentuch mit dem Saft von zwei, drei Stößen. Und mit diesen Stößen quoll auch das schlechte Gewissen hervor, das dumpfe und beschämende Gefühl, Sina betrogen und ihr meine Lust vorenthalten zu haben.
In diesem Moment spürte ich, dass Sinas entgeisterter Blick auf mich gerichtet war.
„Was machst du da? Holst du dir einen runter?“
„Ich? Nein.“
„Doch, hast du, ich kann es doch sogar riechen.“
„Ich dachte, du schläfst schon.“
Sina ließ an ihrer Enttäuschung und ihrem Missfallen keinen Zweifel und drehte sich wieder zur Seite.
„Entschuldigung“, sagte ich.
„Was hast du dir denn vorgestellt? Claudia etwa? Bist du deshalb schon die ganze Woche über so euphorisch? Weil du dir vorstellst, dass du Claudia ficken wirst? Weil sie eine offenherzige Sex-Therapeutin ist?“
„Wie kommst du darauf?“
„Irgendetwas musst du dir ja vorgestellt haben. Irgendwas, wo ich nicht vorkomme.“
„Ich habe an dich gedacht. Aber ich dachte eben, du schläfst schon.“
„Hättest ja mal vorsichtig fragen können.“
„Tut mir leid. Die Wahrheit ist, dass ich gedacht habe, du denkst die ganze Zeit an Eric, wenn wir miteinander schlafen. Das stimmt ja vielleicht gar nicht. Aber ich war eifersüchtig. Warum warst du denn schon feucht, als du ins Bett kamst? Und außerdem bin nicht ich derjenige, der schon die ganze Woche über euphorisch ist.“
Sina wandte sich wieder zu mir um.
„Soll das heißen, dass du ein Problem damit hast, wenn ich feucht werde, weil ich mich auf Sex mit dir freue? Das ist doch krank.“
„Nein. Das hatte nur damit zu tun, dass ich mir vorgestellt habe, was du dir vielleicht gerade vorgestellt hast. Aber das hat allein mit mir zu tun. Mit meiner Eifersucht.“
„Und was, bitte, soll ich mir vorgestellt haben?“
„Das willst du nicht wissen.“
„Doch, sag es mir!“
„Dass du seinen Schwanz lutschst.“
„Dass ich Erics Schwanz lutsche? Da käme ich im Traum nicht drauf.“
„Was hast du dir denn vorgestellt?“
„Gar nichts, ich habe mir gar nichts vorgestellt. Ich hatte einfach Lust.“
„Aber wo kam diese besonders große Lust her?“
Sina schüttelte den Kopf.
„Ach, ich habe keine Lust mehr, mich für irgendwas verteidigen zu müssen, das nur in deinem Kopf passiert. Gute Nacht!“
Am nächsten Morgen packten wir wortkarg und mit erstarrten Mienen unsere Sachen und trieben die Kinder mit harschen Worten zur Eile an. Wir vermieden es, uns in die Augen zu sehen, als wollten wir uns gegenseitig bestrafen. Sina mich, weil sie glaubte, ich hätte sie verschmäht, weil ich an Claudia gedacht hätte, ich sie, weil ich fest davon überzeugt war, dass sie mir die Wahrheit über ihre Phantasien verschwieg und mich auf diese Weise bloßstellte. Auf der gut einstündigen Fahrt in Erics und Claudias Wagen änderte sich an unserer bitteren Erstarrung wenig. Claudia versuchte immer wieder, ein Gespräch zu beginnen, aber ich konnte nicht anders, als zu schweigen, und auch Sina blieb kurz angebunden. Am Himmel zogen sich dunkle Wolken zusammen. Wir schwitzten, weil es immer noch schwül-warm war.
Als wir bei dem Wochenendhaus ankamen, das tatsächlich idyllisch an einem See gelegen war, ein einsames, geräumiges Holzhaus mit einer kleinen Wiese davor, einem schmalen Sandstrand und einem Steg, der ins Wasser führte, der See eingehegt von hochgewachsenen Kiefern, wandelte sich Sinas Stimmung schlagartig. Wie zum Trotz, dachte ich mir. Sie will sich von mir das Wochenende, auf das sie sich so gefreut hat, einfach nicht vermiesen lassen. Sina lief begeistert den Steg hinunter, blickte auf die fast regungslose Wasserfläche, folgte links und rechts der Horizontlinie und hob dann den Blick zum Himmel. Claudia schlenderte ihr hinterher und legte einen Arm um Sinas Schulter, während Eric begann, einige Taschen aus dem Kofferraum zu heben. Die ersten Tropfen fielen aus den immer dunkler werdenden Gewitterwolken. Da wandte sich Claudia zu uns Männern und rief, wir sollten die Zeit nutzen und gleich sofort baden gehen, bevor das Gewitter losbrechen würde. Eric trug zwei Taschen ins Haus und Sina lief aufgeregt zum Auto, um ihren Badeanzug aus dem kleinen Koffer zu wühlen, der noch im Auto lag. Da hatte Claudia sich bereits ausgezogen und sprang nackt ins Wasser. Als Sina das sah, hielt sie kurz inne, blickte mir einen Moment in die Augen, die nicht verrieten, was sie mir damit sagen wollten, begann sich auszuziehen und ihre Kleider in den Kofferraum zu werfen. Dann lief sie hinunter zum Steg und ließ sich ebenfalls ins Wasser gleiten. Sie machte einige große Züge, johlte leicht auf und erreichte lachend Claudia, die sich ihr zuwandte und ebenfalls lachte. Ich konnte nicht hören, worüber sie sprachen. Ich stand da und fühlte mich auf seltsame Weise ausgeschlossen. Ich nahm Sinas Kleider und den Koffer und trug sie ins Haus. Da kam mir auch Eric, bereits nackt, entgegen und machte einige fröhliche Zischlaute, mit denen er den Moment vorwegnahm, in dem er seinen Körper in das frühsommerlich kühle, dunkle Wasser eintauchen lassen würde. Am Ende des Steges blieb er eine Weile stehen und beobachtete vergnügt die beiden Frauen, die näher zu ihm hinschwammen. Ich konnte nicht verstehen, worüber sie redeten, als ich in der Tür stand, immer noch mit Sinas Kleidern im Arm. Jedenfalls schien das Gespräch einen Moment lang etwas ernster zu werden. Sina gestikulierte im Wasser. Dann wandte sich Eric zu mir um und rief, ich solle doch auch kommen. Ich nickte und hielt Sinas Kleider hoch, die wolle ich noch irgendwo ablegen. Eric machte einen Hechtsprung ins Wasser, genau in die Mitte zwischen den beiden Frauen, die wie kleine Mädchen quietschten und lachten. Zu dritt schwammen sie mit ruhigen Zügen zur Mitte des Sees, während immer mehr dicke Regentropfen auf die Wasseroberfläche fielen. Im Haus fand ich zuerst das Zimmer mit dem großen Ehebett, gleich daneben befand sich das erste Kinderzimmer mit einem Etagenbett. Am Ende eines dunklen Ganges befand sich das zweite Kinder- oder Gästezimmer. Dorthin trug ich unser Gepäck, weit genug weg von Claudias und Erics Schlafzimmer. Ich würde nicht zuhören wollen, wie sie möglicherweise in der Nacht miteinander schliefen. Ein Wochenende nur für uns, dachte ich, als ich Sinas Kleider auf der unteren Matratze des Etagenbettes ablegte. In einem Etagenbett! Das passt! Der Raum war karg, das Fenster ging zur Seite des düster erscheinenden Kiefernwaldes hinaus. Es gab zwei Bäder, ein kleines mit einem winzigen Waschbecken und einer Toilette, das andere war groß und wirkte mediterran, mit weißen Fliesen, ochsenblutroten Wänden und einem alten Schrank aus dunklem Holz. Die Badewanne war üppig groß, neben der freistehenden Dusche befand sich der Eingang zur Sauna, in der gut und gerne sechs Personen Platz fanden.
Als ich wieder vor das Haus trat, grollten in der Ferne bereits Donner, am Horizont erhellte sich die Wolkenmasse zuckend von Blitzen und der Regen hatte zugenommen. Die beiden Frauen stiegen gerade vergnügt lachend aus dem Wasser, Claudia sammelte ihre Kleider vom Steg auf und trug sie vor der Brust zum Haus. Sie lächelte mich an und fragte, wo ich denn geblieben sei. Sina blieb noch einen Moment auf dem Steg stehen und blickte mit vor der Brust verschränkten Armen in den Himmel, während Eric noch im Wasser blieb, beide Hände am Steg, direkt unter Sina, und lächelnd zu ihr aufblickte. Sie sog noch einmal tief atmend die Landschaft in sich auf. Sie musste wissen, dass Eric gerade alles von ihr sehen konnte. Es schien ihr nichts auszumachen. Genoss sie sogar seine Blicke?
„Wolltest du nicht schwimmen?“, fragte Claudia, als sie an mir vorbei ins Haus huschte. „Es war wunderbar, und gar nicht so kalt. Aber jetzt kommt das Gewitter immer näher.“
Warum nur wollte ich so in Trübsinn versinken? Warum war ich innerlich so fest entschlossen, dieses Wochenende einfach nur grauenhaft und enttäuschend zu finden? Kurzentschlossen zog ich mich in der Tür aus, warf meine Kleider in den Flur und marschierte zum Steg hinunter. Sina kam mir entgegen und musterte mich von oben bis unten.
„Gehst du jetzt doch noch schwimmen?“
„Dafür sind wir doch hergekommen, oder?“
Das Wasser hatte sich wirklich in den letzten Tagen so sehr aufgewärmt, dass ich beim Schwimmen, wenn ich mit den Beinen die tieferen, kühleren Schichten aufwirbelte, spüren konnte, wie warm die Wasseroberfläche geworden war. Und doch war es erfrischend, es reinigte den Kopf. Jetzt konnte auch ich den Blick zum Horizont genießen, das Gewittergrollen, die näher kommenden Blitze. Eric war nicht aus dem Wasser gestiegen und folgte mir. Eine Weile schwammen wir stumm nebeneinander her.
„Es ist wunderbar“, sagte ich irgendwann und wandte mich um. Im Haus gingen die Lichter an. Claudia trug, anscheinend immer noch nackt, Jutetaschen in die Küche und lugte dann, die flache Hand über den Augen, damit sie besser sehen konnte, aus dem Fenster hinaus. Es war kaum Mittag, aber beinahe dunkel wie in der Nacht.
„Das verzieht sich hoffentlich noch wieder“, sagte Eric.
„Ja, hoffentlich.“
In diesem Moment zuckte ein heller Blitz hinter dem Kiefernwald zur Erde. Das sekundenschnell folgende laute Krachen machte deutlich, wie nah der Blitz eingeschlagen war.
„Jetzt aber nichts wie raus“, meinte Eric und kraulte aufs Ufer zu. Ich folgte ihm langsamer mit kräftigen Zügen. Vom Wald her rauschte ein mächtiger Schauer heran. Der plötzlich stark auflebende Wind wirbelte die Baumkronen wirr durcheinander. Als schüttelten sie sich vor Abscheu. Als schüttelten sie sich vor wilder Lust.
Als wir ins Haus zurückkehrten, verschwand Eric eilig ins Bad, um sich abzutrocknen und hinterließ eine Spur von nassen Fußabdrücken auf dem Parkett. Claudia hatte sich ein helles Sommerkleid übergezogen und befüllte den Kühlschrank in der Küche.
„Willst du dich nicht abtrocknen?“, fragte sie, als sie mich neben der Tür stehen sah. „Ich habe Sina Handtücher gegeben.“
In unserem Zimmer packte Sina gerade den Koffer aus und sortierte die Sachen überflüssigerweise in den schmalen Schrank. Wir würden doch nur eine Nacht bleiben. Wozu da den Koffer auspacken? Sina warf mir ein Handtuch zu.
„Das war aber ganz schön riskant, noch ins Wasser zu gehen. Der Blitz war verdammt nahe. Hier haben die Gläser im Schrank geklirrt von dem Donner.“
„Ja, aber Eric war auch noch draußen.“
Ich trocknete mich ab und sah Sina bei ihrer Arbeit zu. Ich spürte auf einmal das große Verlangen, sie zu umarmen und an mich zu drücken. Aber ich blieb stehen und starrte auf ihre eiligen Handbewegungen.
„Es tut mir leid“, sagte ich endlich, „wegen gestern. Ich wollte dir nicht den Spaß verderben.“
„Ist schon gut“, sagte sie, ohne mich anzublicken.
Zu Mittag aßen wir Brötchen, Aufschnitt und etwas rohes Gemüse, das wir mitgebracht hatten. Am Abend wollten Eric und Claudia gemeinsam mit uns kochen. Immer wieder sprachen sie ihr Bedauern darüber aus, dass das Wetter nicht so mitspielen wollte, wie erhofft. Aber wir würden uns sicher auch so ganz gut vergnügen können. Am Nachmittag wollten sie die Sauna anschalten. Und wenn das Gewitter vorübergezogen sei, würden wir dann auch wieder in den See hüpfen können, um uns abzukühlen. Im Verlaufe des Nachmittags konnten wir leicht an unsere Gespräche bei Rainer und Beate anknüpfen. Manches wiederholten wir, kauten es noch einmal durch, mit kleinen Variationen. Ein wenig schien es, als sei uns bereits bei unserer zweiten Begegnung der Gesprächsstoff ausgegangen. Wir spielten Karten, gingen paarweise in die Sauna, erst die Frauen, dann wir Männer. Eric und ich sprachen kaum ein Wort in der Sauna. Ich tat so, als versinke ich in tiefe meditative Entspannung und Eric tat es mir gleich. Wie anstrengend es sein kann, nicht zu sprechen! Nach den Saunagängen sprangen wir johlend und brüllend in den See, während Sina und Claudia schon wieder, in große Handtücher geschlagen, auf dem Sofa saßen und sich unterhielten. Nichts, was an dem gesamten Abend geschah oder gesprochen wurde, deutete auf irgendwelche Absichten hin, die ich Eric und Claudia die Woche über insgeheim unterstellt hatte. Wir kochten gemeinsam eine Gemüsepfanne mit Steaks, aßen, unterhielten uns, tranken Wein, lachten. Es würde einfach nur ein nettes Wochenende gewesen sein, ein wenig abenteuerlich vielleicht, auf angenehme Weise auch dezent erotisch aufgeladen. Immerhin hatten wir gemeinsam nackt gebadet und hatten kaum Scham voreinander verspürt. Vielleicht war das ja doch der Beginn einer wunderbaren, langen und engen Freundschaft. In der Nacht klarte der Himmel wieder auf. Lange standen wir mit unseren Weingläsern draußen auf der kleinen Wiese und blickten in den hellen Mittsommerhimmel, an dem nur der Abendstern zu sehen war. Die Luft war kühl und klar.
Als wir wieder ins Wohnzimmer traten, wollte sich nicht mehr das Gefühl einstellen, dass die Nacht noch mit weiteren Gesprächen und mit noch mehr Wein gefüllt werden konnte. Wir verabschiedeten uns bald zum Schlafen, bedankten uns gegenseitig mehrfach für den schönen Abend und nahmen uns vor, gleich morgen früh noch einmal schwimmen zu gehen.
„Wann ungefähr steht ihr so auf?“, fragte Claudia.
Sina und ich blickten uns an.
„Ist neun Uhr zu früh?“
„Kein Problem, neun Uhr passt. Schlaft gut!“
In unserem Zimmer zogen wir noch einmal kurz Bilanz. Ja, es sei ein sehr schöner Tag gewesen und Eric und Claudia furchtbar nett, gescheit und locker. Wir bestätigten einander, dass wir uns sehr wohl gefühlt hätten mit den beiden. Dann umarmten und küssten wir uns kurz und Sina meinte, sie sei jetzt auch ziemlich müde geworden. Sie schlüpfte schnell unter ihre Bettdecke und ich stieg zur oberen Etage hinauf.
„Liest du noch etwas?“, fragte Sina.
„Kurz“, sagte ich, schaltete das Lämpchen über der Kopfseite des Bettes an, stieg noch einmal hinunter und zog das Buch aus meinem Rucksack.
„Ich lese auch nur noch ein paar Zeilen“, sagte Sina und zog ihr Buch unter dem Kopfkissen hervor. „Gute Nacht!“
„Gute Nacht.“
Wenige Minuten später schaltete Sina ihre Lampe aus und nestelte geräuschvoll ihre Bettdecke zurecht. Ich blätterte in meinem Buch weiter und stellte fest, dass ich kein Wort von dem, was ich in den letzten Minuten gelesen hatte, behalten hatte. Ich fing noch einmal am Anfang des Kapitels an.
Plötzlich klopfte es leise an der Tür. Claudia öffnete sie leise und fragte: „Schlaft ihr schon?“ Sie trug ein langes Nachthemd aus T-Shirt-Stoff, durch das sich ihre Nippel deutlich abzeichneten.
Sina drehte sich im Bett um und antwortete prompt: „Nein, noch nicht.“
„Wir können einfach noch nicht schlafen“, sagte Claudia. Wir haben noch eine Flasche Sekt aufgemacht und wollen uns einen Film ansehen. Wollt ihr noch einen Moment zu uns rüberkommen?“
Ich beugte mich über die Bettkante zu Sina hinunter, um ihre Reaktion zu sehen. Sie blickte zu mir herauf, zog die Lippen zusammen und zuckte zustimmend mit einer Schulter. „Ein bisschen noch?“
„Dann bringt eure Bettdecken mit. Wir kuscheln uns in unserem Bett einfach zusammen. Wir haben ein sehr, sehr großes Bett und einen sehr, sehr großen Fernseher im Zimmer“, sagte sie verschmitzt lächelnd.
Das war wie auf einer Klassenfahrt, bei der die Jungs in der Nacht verbotenerweise noch einmal das Mädchenzimmer aufsuchen, um heimlich Flaschendrehen zu spielen. Sina und Claudia kicherten, als wir zu Eric ins Bett krochen und uns in die Bettdecken einmümmelten. Ich ging noch einmal zurück ins Zimmer, um auch noch die Kopfkissen zu holen. Als ich zurückkam, stand Eric in Unterhose vor dem DVD-Player und legte eine Scheibe ein. Sina blickte mich leicht entsetzt an und wirkte wie erstarrt. Was war in meiner kurzen Abwesenheit geschehen?
Claudia verteilte Sektgläser und goss Sina ein, die das Glas regungslos vor sich in die Höhe hielt.
„Ich hoffe, es macht euch nichts aus, wenn der Film zu so später Stunde etwas wenig Spielhandlung enthält“, sagte Claudia und kicherte. „Das machen wir jedes Jahr so. Ich weiß nicht mehr, wann genau wir damit angefangen haben. Aber es gehört jetzt irgendwie dazu, wenn wir Mittsommer feiern. Für die Auswahl des Films ist immer Eric zuständig. Ihr habt hoffentlich keine Probleme damit. Wir schauen uns sowas sonst auch nur eher selten an. Die Berührungsängste sind allerdings von Jahr zu Jahr gesunken. Und seit wir auch beruflich jede Woche mehrmals mit nackten Menschen zu tun haben und letztlich auch sehr vertraut geworden sind mit der unmittelbaren sexuellen Erregung dieser Menschen, sind unsere Vorbehalte dagegen, anderen Menschen beim Sex zuzusehen, mehr oder weniger verblasst.“
Ich reichte Sina ihr Kopfkissen, das sie sich hinter den Nacken stopfte, wobei sie etwas Sekt auf der Bettdecke verschüttete, schlüpfte schnell neben ihr unter meine Bettdecke und drückte mich fest an ihre Seite. Claudia reichte mir ebenfalls ein Glas und schenkte sich selbst zuletzt ein, während sie weitersprach und breitbeinig in der Mitte des Bettes kniete.
„Es ist ja nun auch nicht so, dass wir bei unserer Arbeit völlig empfindungslos bleiben, auch wenn wir dabei immer professionelle Distanz wahren. Alles andere wäre Missbrauch. Ich hasse das Wort Pornographie, jedenfalls wenn es sich um Filme wie die handelt, die Eric sehr zielsicher aussucht. Also keine widerwärtigen Rammelfilme, sondern sehr viel humane Zärtlichkeit. Aber eben auch das, was man in handelsüblichen Filmen nicht zu sehen bekommt. Keine Angst! Entspannt euch und genießt es, solange es euch gefällt.“
Unter unseren Bettdecken fassten Sina und ich unsere verschwitzten Hände wie Hänsel und Gretel im dunklen Wald.
„Prost und Film ab!“
Sina stieß mit entgeisterter Miene mit Claudia an. Ich richtete mich auf und stieß mit Claudia und Eric an, der auf die Starttaste der Fernbedienung drückte.
„Es ist einfach so“, sagte Eric mit Blick auf den Fernseher, „dass wir gedacht haben, dass ihr am ehesten die Menschen seid, mit denen wir das hier wagen können.“
Dann blickte er mich an. „Wir haben noch nie mit einem anderen Paar einen Pornofilm geguckt oder zusammen in einem Bett gelegen, obwohl wir es mittlerweile eigentlich selbstverständlich finden würden, wenn man solche Filme gucken würde, so, als wenn es ganz normale Filme wären, Krimis, Thriller, Komödien. Warum wird der Sex immer ausgespart? Ich meine, der richtige Sex. Wir begehen ja auch keinen Mord, wenn wir in einem Film einen Mord sehen.“
Ich stutzte. Die Logik seines letzten Satzes wollte mir nicht spontan einleuchten.
„Und manchmal können wir sogar noch was lernen, beruflich und privat“, fügte Claudia hinzu und lächelte Eric an, der es sich jetzt ebenfalls unter der Bettdecke gemütlich gemacht hatte und sich das Kopfkissen hinter den Schultern zurechtknetete .
Sina nippte vorsichtig an ihrem Sektglas und starrte auf den Fernseher, der auf einer großen Anrichte vor dem Bett stand.
„Der Film ist von Jennifer Lyon Bell“, sagte Eric, „einer amerikanischen Regisseurin, die in Amsterdam ihren Abschluss in Psychologie gemacht hat. Damit hat sie den Feminist Porn Award gewonnen.“
Wir sahen zwei junge Frauen vor einem Bücherregal in einer lichtdurchfluteten Privatwohnung. Die eine Frau war anscheinend gekommen, um irgendwelche Schuhe, silberne Schuhe, nach denen der Film benannt war, abzuholen. Sie kamen sehr schnell ins Gespräch über die Unterwäsche, die die Frau, der die Wohnung offenbar gehörte, trug. Sie trage sehr gerne Männerunterwäsche, das gebe ihr ein Gefühl der Überlegenheit, einer irgendwie männlichen Überlegenheit. Die kleinere Frau mit einem etwas rundlichen Gesicht wirkte zunächst verstört, ließ sich jedoch nur wenige Augenblicke später bereits von der größeren berühren. Dann küssten sie sich und die Frau mit der Herrenunterwäsche zog der Besucherin den BH aus. Dann machten sie es sich im Schlafzimmer auf dem Bett bequem. Die Kleinere ließ sich rücklings auf das Bett fallen, die andere kniete sich lächelnd zwischen ihren Beinen hin und ließ eine Hand über ihren Slip gleiten. Sie stimulierte die Kleinere ganz sanft, zog ihr dann den Slip aus, wobei die Kleinere ihr dabei bereitwillig half, und begann sie langsam zu lecken, während sie mit großen Augen vergnügt beobachtete, wie die Reaktionen ausfielen: Stöhnen, sich winden.
„Das ist schon ziemlich unglaubwürdig“, sagte Claudia mit einem Anflug von Missbilligung in der Stimme. „Die lässt sich viel zu schnell darauf ein, das geht alles viel zu schnell. Ziemlich unrealistisch. Findet ihr nicht auch?“
Wir nickten einträchtig und ich spürte, wie sich mein Penis zu regen begann. Wir hielten weiter unsere Hände unter der Bettdecke. Konnten wir jetzt einfach aufstehen, unsere Bettdecken und Kissen nehmen und uns ins Bett verabschieden? Zu diesem Zeitpunkt hätte ich noch problemlos hinausgehen können. Aber schon wenige Minuten später hatte die Kameraposition gewechselt und wir konnten sehen, wie die Größere der Kleinen einen Finger in die Vagina steckte und mit der anderen Hand weiter ihre Klitoris massierte. Ich konnte nichts dagegen ausrichten, dass sich mein Schwanz immer weiter aufrichtete und zu pochen begann – im Gleichtakt mit meinem wild schlagenden Herz. So wäre es schon nicht mehr so einfach, das Zimmer zu verlassen. Ich würde die Bettdecke vor meinen Körper halten müssen, um meine offenkundige Erektion zu verbergen. Ich blickte Sina an und wartete auf ein Zeichen von ihr, das „Aufbruch“ bedeutete. Und dann? Abreisen? Ohne eigenes Auto? Am nächsten Morgen einfach so tun, als ob nichts geschehen sei? Sina hielt immer noch, genau wie ich, das Glas krampfhaft in der Hand. Sie presste die Lippen zusammen und nickte mir zu. Wir setzten die Gläser an die Lippen, tranken sie mit einem Schluck aus und setzten sie auf dem Nachttischchen ab. Ich hatte bereits einen Fuß auf dem Boden abgestellt und holte Schwung, um mich mitsamt der Bettdecke von der Matratze zu katapultieren, da fragte Claudia umsichtig, ob sie noch nachschenken solle. Nein, danke. Der Impuls, schnell und ohne viel Aufhebens das Zimmer zu verlassen, war irgendwie verpufft. Ich zog mein Bein wieder unter die Bettdecke und sah zu, wie die Größere das Schlafzimmer verließ und nach wenigen Augenblicken mit einer Art Doppeldildo zurückkehrte, der am unteren Drittel im Neunzig-Grad-Winkel umgebogen war. Die Größere steckte sich das kürzere Ende in die Vagina und begann, die Kleinere, die sich auf alle Viere begeben hatte, mit dem längeren Ende zu penetrieren, erst in dieser Stellung, danach in weiteren, bei denen die Größere, an die Rückenlehne des Bettes gepresst, die Brüste der Kleineren massieren konnte, während diese sich rhythmisch auf und ab bewegte, sich immer mehr ekstatisch dem zweiten oder dritten Orgasmus näherte, dabei die ganze Zeit „fuck“ sagte und sich dabei mit den Schneidezähnen auf die Unterlippe biss. Jetzt erst bemerkte ich, dass sich unter Claudias Bettdecke etwas gleichmäßig auf und ab bewegte. Sie hatte offenbar angefangen, vorsichtig zu masturbieren. Zwischendurch schloss sie immer wieder für längere Zeit die Augen und irgendwann lagen ihre Lippen nicht mehr aufeinander, ihr Unterkiefer sank immer entspannter herab und ich konnte ihre weißen Zähne sehen. Eric blickte sie immer wieder an und lächelte. Er war anscheinend mehr als einverstanden, mit dem, was Claudia da tat. Ich stupste Sina an und deutete mit dem Kopf auf die Beiden. Sina begriff zunächst nicht, nahm dann aber ebenfalls die Bewegungen unter der Bettdecke wahr. Jetzt begann Eric, seine rechte Hand über ihre rechte Brust gleiten zu lassen, zwischendurch fasste er sie auch mit einem festen Griff. Das hatten sie also auch von Anfang an geplant. Sie wollten Sex miteinander haben, während wir neben ihnen im Bett lagen. Das mindestens. Und was noch? Sina fasste sich ein Herz.
„Wisst ihr was, wir sind jetzt, glaube ich, müde genug“, sagte Sina und erhob sich.
Claudia fasste ihre Hand und blickte sie mit einem milden Lächeln an.
„Bleibt noch! Es ist Mittsommer und alles ist gut. Alles ist so, wie Gott es erschaffen hat. Warum könnt ihr es nicht zulassen? Eric schaltet die DVD ab. Ist es dann gut?
Sina schüttelte den Kopf. „Nein, ich glaube, es ist besser, wenn wir jetzt in unser Bett gehen. Ihr könnt den Film gerne weiterlaufen lassen. Nichts dagegen. Es war trotzdem ein schöner Tag mit euch. Ganz bestimmt. Aber ich glaube, das hier ist nichts für uns.“
Eric richtete sich ebenfalls im Bett auf und machte ein betroffenes Gesicht. Er griff nach der Fernbedienung und schaltete den Fernseher aus.
„Warte noch“, sagte Claudia, „tu mir einen Gefallen noch, bitte. Sina. Lars hat zweifellos einen Ständer. Fass ihn bitte einmal an. Du wirst es sehen.“
„Und wenn er einen Ständer hat, wir werden trotzdem jetzt gehen.“
„Und du, liebe Sina, bist zwischen den Beinen ganz feucht geworden. Eure Körper sagen euch, was jetzt zu tun ist, aber ihr wollt nicht darauf hören. Warum nicht? Was ist so verwerflich daran, wenn wir hier gemeinsam im Bett liegen? Wenn ich mit Eric schlafe und du mit deinem Lars? Was ist daran, wenn wir uns dabei zusehen, wie wir uns liebhaben und zärtlich zueinander sind? Wir haben gemeinsam gebadet, wir haben gemeinsam gegessen, getrunken, geschwitzt und gelacht. Wir haben uns in die Augen gesehen, wir haben uns nackt gesehen. Was ist so Besonderes am Sex, dass er allein im Dunkeln bleiben muss?“
Dabei ließ Claudia langsam ihre Hand an Sinas Oberschenkel hinaufgleiten. Sie schob, wie mir schien, ihre Hand in Sinas Schlafanzughose und berührte ihre Scham. Sinas Augenlider zitterten, ihre Hände bebten.
„Keine Angst“, sagte Claudia, „ich habe Übung darin, Frauen da zu berühren.“
Langsam zog Claudia ihre Hand zurück und hielt mir ihre schlanke Hand entgegen. Ihr Mittelfinger glänzte von Sinas glasklarem Saft, der ihre Schamlippen schon fast völlig benetzt haben musste. Claudia führte ihre Hand zum Mund, steckte den Mittelfinger in den Mund und leckte Sinas Saft genüsslich ab.
„Ihr könnt auch unter der Decke bleiben, wenn ihr euch dann wohler fühlt“, sagte sie weiter lächelnd. „Nicht böse sein! Nachher werdet ihr euch einfach nur noch wohl fühlen. Und irgendwann vielleicht auch dankbar.“
Claudia streifte sich das Nachthemd mit einer schnellen Bewegung über den Kopf, ließ sich breitbeinig auf dem Bett zurückfallen, stützte sich mit einem Ellenbogen auf Erics Bein auf, ließ den Finger, mit dem sie zuvor Sina berührt hatte, zwischen ihren Schamlippen von unten herauf bis zur Klitoris gleiten, indem sie den Saft, der aus ihrem Loch quoll, aufsammelte und auf ihrer Klitoris in sanft kreisenden Bewegungen verteilte. Dann schob sie den Finger tief in ihre Vagina hinein, fingerte darin ein wenig nach weiteren Lusttropfen, sog den nassen Finger wieder heraus und bot ihn Eric hin, der ihn seinerseits genussvoll mit seinen Lippen umschloss. Jetzt wandte sie sich Eric zu, schlug die Bettdecke zur Seite und zog ihm die Unterhose herunter, die sich mit seiner Erektion weit aufgespannt hatte. Sein Penis wippte auf und nieder, nachdem er aus der engen Unterhose befreit worden war. Claudia hockte sich auf Eric, ganz genau so, wie ich es mir in der Nacht zuvor vorgestellt hatte. Sie nahm seinen Penis zwischen ihre Lippen und Erics Nase und Mund verschwanden in ihrem üppigen Busch zwischen den Pobacken. Unvermittelt packte Sina unter der Bettdecke meinen harten Schwanz. Sie hatte einen Ausdruck von Panik im Gesicht, oder was immer es auch war. Sie fasste mit der anderen Hand meine Hand und führte sie in ihre Schalfanzughose. Im Schritt war sie ganz nass und klebrig geworden. Als ich ihre warme, feuchte Möse berührte, glitten ihre Schenkel weit auseinander und sie ließ sich in ihr Kopfkissen zurückfallen. Wenige Augenblicke später zog sie sich unter der Bettdecke ihre Hose aus und zog mich an meinem Schwanz an ihren Körper heran. Sie rupfte ungeduldig meine Hose ein Stück runter und schob meinen Schwanz in ihre warme, weite, beinahe triefende Höhle. Ich kam fast augenblicklich und sie nur wenige Momente später. Als wir kurze Zeit später die Augen wieder öffneten und uns in unsere erröteten Gesichter blickten, bemerkten wir, dass Eric und Claudia aufgehört hatten, sich zu lieben. Sie hockten nebeneinander auf dem Bett, die Hände in den Schößen und blickten uns liebevoll an.
„Es ist so schön, euch zu sehen“, sagte Claudia, „wie ihr euch liebt. Das war ein wunderbarer Anfang. Findet ihr nicht?“
Wir wussten es nicht. Wir wussten es beide nicht, ob das ein „wunderbarer Anfang“ war. Irgendwie entspannt waren wir schon. Ermattet lagen wir in unseren Schlafanzügen auf unseren Bettdecken und schauten nun – verwundert über uns selbst – dabei zu, wie Eric sich über Claudia beugte, die mit locker gespreizten Beinen vor ihm lag, und langsam seinen harten, schlanken Penis in sie hineinschob, sich behutsam vor- und zurückbewegte, sich dabei mit einer Hand aufstützte und mit der anderen ihre Brüste abwechselnd streichelte und knetete. Immer wieder machte er eine kurze Pause, wenn Claudia fast vorm Höhepunkt zu sein schien. Er zog seinen Penis aus ihrer Scheide heraus und führte stattdessen zwei Finger in sie ein, massierte kurz mit der anderen Hand ihre Klitoris, wie wir es eben noch in dem Film gesehen hatten und verteilte den Saft, den er nun an den Fingern hatte, auf ihren Brustwarzen. Er drang wieder in sie ein und leckte ihren Saft von den aufgerichteten Brustwarzen ab. Ich weiß nicht, wie lange es dauerte, bis Claudia kam. Erst nachdem sie gekommen war, erhöhte Erik das Tempo seiner Stöße. Er knetete ihre Brüste nun heftiger und packte mit einer Hand zwischen ihre Pobacken. Wie in Trance sagte Claudia mit steigender Tonhöhe immer nur ja, ja, ja, ja, im Rhythmus seiner Stöße, bis sie ein weiteres Mal kam und dabei heftig aufschrie und Eric seinerseits unter Zuckungen einen Orgasmus hatte. Ermattet blieben sie eine Weile schwer atmend aufeinander liegen. Dann wandte Claudia ihren Kopf uns zu und lächelte.
„War es schön?“
Wir wussten es nicht. Es fühlte sich alles an, als seien wir auf einem anderen Planeten gelandet, auf dem wir weder Flora noch Fauna kannten, geschweige denn die Gepflogenheiten des hiesigen gesellschaftlichen Lebens. Welche Spielregeln galten hier? Gab es überhaupt irgendwelche Regeln? Sina legte sich auf den Rücken und starrte ausdruckslos an die Decke. Ich schob ihr das Schlafanzugoberteil nach oben und begann, ihre Brüste zu streicheln. Wie schön Sina war, wie wunderbar diese weichen Brüste! Sina ließ meine Berührungen geschehen. Ich zog ihr die Hose aus und entkleidete mich selbst ganz. Während ich sie mit einer Hand weiter streichelte, versank mein Mittelfinger in ihrer Vagina. Es klebte von meinem Sperma. Aber das störte mich nicht, ekelte mich nicht. Mein Daumen kreiste auf ihrer Klitoris. Sina warf den Kopf hin und her, ihr Becken bäumte sich auf in ihrer Lust. Ihre Vagina verschlang drei Finger meiner Hand, die in sie hineinstießen. Sina schien einen fast endlosen Orgasmus zu haben, sie schrie lauf auf, krampfte sich zusammen und schob meine Hände von sich weg. Mein Penis stand aufrecht. Ich wollte unbedingt noch einmal in sie eindringen. Aber Sina winkte mit hochrotem Kopf ab, legte sich in sich zusammengekrümmt auf die Seite und atmete weiter schwer.
„Nein, nein, noch nicht,“ seufzte sie.
Ich kniete aufrecht vor ihr, mein Penis zielte gespannt hinauf zur Decke. Erst jetzt wurde mir wieder bewusst, dass Eric und Claudia am anderen Rand des Bettes lagen und uns zugesehen hatten. Sie sahen mich mit meiner Erektion und lächelten zufrieden. Ein lächerliches Bild, stellte ich mir vor. Sollten diese beiden seltsamen Menschen von jetzt an unsere Freunde sein? Unsere allerengsten Freunde? Die, mit denen wir ab jetzt jedes Jahr gemeinsam Mittsommer feiern würden? Wie weit würde das noch gehen? Wie oft würden wir dies hier noch gemeinsam tun? Wozu würden wir uns irgendwann auch noch hinreißen lassen? War nicht ein Damm gebrochen? Hätten wir nicht gehen müssen, als alles noch gut hatte ausgehen können? Sina blickte mich an. Dann schaute sie zu Eric und Claudia hinüber und lächelte. Sie begann zu kichern, hielt dann plötzlich inne und legte in stillem Entsetzen die Hand vor den Mund und schaute mich an. In meine Augen, auf meinen aufgereckten Penis, der langsam zu erschlaffen begann.
Etwas von diesem Gesichtsausdruck nahm ich auch noch am nächsten Morgen bei ihr wahr. Sina stand in der Morgensonne lange auf dem Steg und schaute ernst in die Ferne. Nach Schwimmen war ihr nicht mehr gewesen. Nach einem späten, wortkargen Frühstück warteten wir noch, bis Waschmaschine und Trockner durchgelaufen waren und machten uns dann auf den Heimweg. In Erics und Claudias Wohnung erfuhren wir, was die Kinder gesehen und gegessen und wie gut sie sich verstanden hatten. Zum Abschied umarmten wir uns lang und eng. Wir wussten nicht wann und ob wir uns überhaupt jemals wiedersehen würden.