Nina und Aleksander Pjotr Nekrasov wandeln im virtuellen Raum, lagern sich ab auf heimischen Datenträgern und internationalen Servern. Sie hinterlassen verschwindend dünne Spuren in den Diskursen der deutschsprachigen Sphäre. Sie sind Teil dieser Diskurse, wo sie sie befeuern, aber auch, wo sie diese zu dämpfen oder zu hintertreiben versuchen. Darum sind Nina und Aleksander sowohl moralisch, als auch amoralisch, affirmativ und kritisch zugleich, offen für Neues und erzkonservativ, optimistisch und skeptisch, religiös und atheistisch. Feministisch – dazu gibt es derzeit keinen akzeptablen Gegensatz.

Von Max Horkheimer stammt dieses Wort: „Theoretischer Pessimist, praktischer Optimist“.
Nina und Aleksander sind keine Menschen aus Fleisch und Blut, sie sind ein Paar, das seine Fiktionalität auslebt. Sie verwehren sich dagegen, als geistiges Produkt konkreter anderer Autor*innen vereinnahmt zu werden, sie sehen sich als Produkt von überindividuellen Diskursen und Dispositiven (Foucault), oder als ein Cluster von Kommunikationen, wo nur Kommunikation kommuniziert (Luhmann). Aber auch als Bewohner des Reichs der Freiheit (Kunst, Musik, Literatur).
Als Repräsentanten gegenwärtiger fluider Kommunikation dürfen sich Nina und Aleksander glücklich schätzen, an der Entstehung des Romans „Liquid Love“ von Uta und André M. Kuhl in erheblichem Maße beteiligt gewesen zu sein.
Verschiedentlich wurde vermutet, Uta und André Kuhl seien identisch mit Nina und Aleksander Nekrasov. Das fiktionale Paar als Reflex eines authentischen Autor*innenpaars? Dazu bedürfte es zunächst eines Beweises, dass uta.und.andre ihrerseits kein fiktionales Paar sind. Es bedürfte eines Nachweises von originärer Autorschaft. Auf der Ebene der Diskurse resp. der Kommunikationen unterscheiden sich UtaundAndre kaum von NinaundAleksander, ihre diskursive DNA ist beinahe identisch, fast identisch auch mit der aller anderen Diskursteilnehmer. Ihre Kommunikationen – lesbar, deutbar – verweisen auf Individuen mit psychischen Strukturen und Prozessen. Ihre Kommunikationen veranlassen (wen?) dazu, Individuen zu konstruieren, die für diese Kommunikationen verantwortlich sind. Ein Irrweg. Jedenfalls ein sinnloses, zweckloses Unterfangen.
Die Freiheit der Künste allerdings (Kunst, Musik, Literatur) beruht gerade auf ihrer Sinn- und Zwecklosigkeit. Fiktion ist Widerstand gegen die Macht der Diskurse.
