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„Der kultivierte Narzissmus im Gros der derzeit auf den Markt geschwemmten autofiktionalen Texte ist das Pfeifen im Walde derjenigen, die glauben, an sich selbst und der eigenen, subjektiv und phantasierend überhöhten Geschichte Halt zu finden in den Fluten diskursiver Kollektivierung. Sogar noch dann, wenn der literarisierende Blick auf gesellschaftliche Missstände, auf die Verlierer und die Unterdrückten gerichtet wird. Der naive Glaube an die Verlässlichkeit und Authentizität der eigenen (und vor allem der eigenen) Subjektivität in der literarischen Selbstbespiegelung und der Spiegelung der Welt im Selbst ähnelt dem Geniekult vergangener Zeiten. Nur waren die Genies damals die anderen, es war eine ehrerbietige Zuschreibung der Gewöhnlichen an die Besonderen, heute geht dieser Zuschreibung durch andere die Selbstzuschreibung der Autor*in voraus, die mit ihrem autofiktionalen Text behauptet, als eine der wenigen hielte sie den Kopf über den Sturzwellen der herrschenden Diskurse. Dabei schreibt sie, die Autorin, schreibt er, der Autor, schreiben sie, die Autoren im autopoietischen Kollektiv den source code für die katastrophische Dynamik der Fluten, denen sie atemlos zu trotzen vermeinen.“ 

Nina und Aleksander P. Nekrasov, 18.02.2020